Marokko

Veröffentlicht von peter am

Marokko

Schon vor einigen Jahren hörte ich von Klettergebieten in Marokko. Damals wohnte ich noch in Wien und wir redeten darüber mal dort hin zu fliegen, planten aber nichts Fixes. Es blieb wie so oft beim „darüber reden“. Jahre später studierte ich mal wieder die altbekannten blogs und sah mir auch (wieder mal) Berichte aus der Taghia Schlucht im Atlas Gebirge an. Doch diesmal sollte es nicht nur beim Reden bleiben. Mein Plan war: mit jemanden was fix ausmachen und falls sich wer dann noch anschließt, macht das ganze dann nur noch netter. Und somit wuchs die Gruppe von 2 auf 6 Leuten. Mit dabei waren: Cathy, Matthias, Klaus, Flo und Stephan. Ein Termin wurde gefunden, die Flüge gebucht und die Vorfreude wuchs. Da der Sommer 2014 in den Alpen den Namen „Sommer“ eigentlich nicht verdiente, waren wir alle hungrig nach Sonne und warmen Temperaturen. Für mich wars die erste Reise nach Afrika, wobei Marokko ein sehr „milder“ Start ist für diesen Kontinent.

Marrakesch - eine extrem hektische Stadt...

Marrakesch – eine extrem hektische Stadt…

 

unser "Hotel" fanden wir nur mit Hilfe von Einheimischen

unser „Hotel“ fanden wir nur mit Hilfe von Einheimischen

die Fahrt quer durchs Land bot einige interessante Eindrücke

die Fahrt quer durchs Land bot einige interessante Eindrücke

Zwar ist der Lebensstandard bei weitem nicht mit Europa zu vergleichen, aber für afrikanische Verhältnisse geht es den Menschen hier wohl sehr gut. Von Mailand gings per Billigairline ab nach Marrakesch, wo wir die erste Nacht verbrauchten. Den ersten Kulturschock bekamen wir als wir vom Taxi in der Altstadt von Marrakesch ausstiegen: Pferdekarren, Staub, Hitze, extrem viele Leute, bettelnde Kinder, überall Frauen mit Kopftüchern und Burkas – ja hier waren WIR die bunten Vögel. Am nächsten Tag gings per Taxi 5h Richtung Taghiaschlucht. Am Eingang der Schlucht wartete auch schon Mohamed – der Sohn unseres Gastgebers Said. Er führte uns mit 3 Eseln, die unser Gepäck trugen in das idyllisch gelegene Berberdörfen Taghia.

das idyllisch gelegene Berberdörfchen "Taghia"

das idyllisch gelegene Berberdörfchen „Taghia“

erster Felskontakt in der schönen "Canyon Appache"

erster Felskontakt in der schönen „Canyon Appache“

unsere Unterkunft bot alles was wir brauchten

unsere Unterkunft bot alles was wir brauchten

 

Cathy attackiert

Cathy attackiert

 

Stephan in der obersten 7a+ Länger der "Les Rivieres Pourpres"

Stephan in der obersten 7a+ Länger der „Les Rivieres Pourpres“

Hier betritt man wirklich eine andere Welt. Es war ein krasser Gegensatz zum hektischen Marrakesch: alles ruhig, landschaftlich wunderschön gelegene, selbstgebaute Hütten, und schön an die Landschaft angepassten Dörfer. Seit ca. 2 Jahren hatten sie jetzt auch eine Stromleitung, was die nagelneuen Strommasten, die in die SChlucht hinein führten, belegten. Saids Gite bot uns alles was wir brauchten. Hier herrscht ein ganz eigenes Flair. Es hatte hier eine Art Kletterhüttencharakter. Anfangs waren wir noch mit einer anderen Gruppe hSpaniern vor Ort. Die Leute wechselten aber ein biscen während unserem Aufenthalt. Lt. Hüttenbuch waren es fast ausschließlich Spanier und Franzosen die hier zum Klettern her kamen. Ich denke, das könnte sich in den nächsten Jahren ein bischen ändern wenn bekannt wird, was für tolle Touren es hier gibt. Dieses Gebiet ist von der Kletterei her sehr vielseitig: von 200 bis 700m hohen Wänden, von plattig bis steil, von gut eingebohrt bis alpin gibt es hier alles was das Kletterherz begehrt.

Mega Fels bestimmt den Alltag

Mega Fels bestimmt den Alltag

Cathy kurz vor einem weeeiten Abgang :)

Cathy kurz vor einem weeeiten Abgang 🙂

yeah!! leider hats nicht für einen Rotpunkt gereicht... auf den letzten 5m war dann Flasche lehr

yeah!! leider hats nicht für einen Rotpunkt gereicht… auf den letzten 5m war dann Flasche lehr

 

tolle Stimmung

tolle Stimmung

ausgetrocknet, aber nicht tot

ausgetrocknet, aber nicht tot

Allerdings sollte man auch ein gewisses Niveau mitbringen um hier auch ein paar der Highlights klettern zu können. Ein gutes 7a Level (oder ev. noch höher) schadet sicherlich nicht. In den ersten ein bis zwei Tagen spürten wir schon noch etwas die Höhe, die Anreise, die ungewohnte Umgebung und mussten erst vom normalen Arbeitsleben abschalten. Mit jedem Tag ging die Kletterei dann besser und wir kannten uns auch schon ganz gut in der Gegend aus. Was sich zu unserem Hauptproblem entwickelte, war das offenbar schmutzige Wasser. Wir verwendeten zwar Micropur, aber dennoch fiehlen Matthias, Klaus und Cathy für mehrere Tage mit starken Verdauungsproblemen (erbrechen, Durchfall etc.) aus. Ein Teil der Gruppe arrangierte sich ganz gut mit diesem Problem und somit kam jeder doch noch auf seine Kosten. Kletterhighlights für mich waren sicherlich die „les rivieres pourpres“ und die „Shukram“, welche beide über unterschiedlichsten, aber extrem rauhen und kletterfreundlichen Fels führen. Aber auch die anderen Touren, die wir so gemacht haben, waren alle sehr schön!

Matthias genießt den superrauhen Fels

Matthias genießt den superrauhen Fels

die Schlucht windet sich

die Schlucht windet sich

Klaus auf einer der Berberbrücken

Klaus auf einer der Berberbrücken

Mahlzeit... danach ist er 3 Tage gelegen :D

Mahlzeit… danach ist er 3 Tage gelegen 😀

chillen auf unserer "Sonnenterasse"

chillen auf unserer „Sonnenterasse“

Wir freundeten uns mit den Spaniern an, spielten viel Karten und hatten auch mal wieder Zeit für ein gutes Buch. Wie entspannt 2 Wochen ohne Handy, Fernsehn und sonstige Ablenkungen sein können – und dass in so einer landschaftlich schönen Gegend. Einfach genial! Kulinarisch gibt es zwar hier nicht sehr viel zu entdecken (Stichwort Tajin), aber dafür waren die Eindrücke die wir von Land und Leuten gewonnen hatten sehr vielseitig.

Matthias in der genialen "Shucram"

Matthias in der genialen „Shucram“

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spannende Bachüberquerung nach einem Regentag

spannende Bachüberquerung nach einem Regentag

Polen in der "La Mano del Maroc"

Polen in der „La Mano del Maroc“

an der "Paroi des Sources" hatten wir viel schönen Felsen unter den Fingern

an der „Paroi des Sources“ hatten wir viel schönen Felsen unter den Fingern

zwar nur 6b, aber oho! Die "Haben oder Sein" verspricht einen schönen Tag

zwar nur 6b, aber oho! Die „Haben oder Sein“ verspricht einen schönen Tag

dafür genießt man am Ausstieg ein gewaltiges Panorama

dafür genießt man am Ausstieg ein gewaltiges Panorama

hoch oben in der "La Mano del Maroc"

hoch oben in der „La Mano del Maroc“

gar nicht so leicht!!

gar nicht so leicht!!

Cathy am luftigen Pfeiler

Cathy am luftigen Pfeiler

Cathy und Klaus in der schönen "Zebda"

Cathy und Klaus in der schönen „Zebda“

Eines der interessantesten Erlebnisse war dann sicher unsere Taxifahrt zurück nach Marrakesch, welche wir in einem normalen Mercedes PKW Taxi (welches sicher älter war als jeder von uns) zu 7. (!) hinter uns brachten. Anders kann man es wirklich nicht nennen… Matthias und ich saßen zu zweit am Beifahrersitz, der Rest der Band brachte es mit etwas Einfallsreichtum zu einer halbwegs angenehmen Sitzposition am Rücksitz. Die krassen Überholmannöver vom Gegenverkehr trugen ihr Übriges dazu bei um die 5stündige Autofahrt als gelinde gesagt „spannend“ zu machen.

wir nehman Abschied mit unserem Gastgeber Said

wir nehman Abschied mit unserem Gastgeber Said

die fünfstündige Taxifahrt war sehr erlebnisreich

die fünfstündige Taxifahrt war sehr erlebnisreich – 2 Leute fehlen am Foto 🙂

Zurück in Marrakesch bekamen wir dann spätestens den Flash, sobald wir auf dem weltberühmten „Djemaa el Fna“ Markt (Zitat aus dem Reiseführer: der Markt der Märkte) Mitbringsel für daheim suchten. Stundenlanges feilschen gehört hier genauso dazu wie Schlangenbeschwörer, Marktschreier, bettelnde Kinder, usw.. Im Prinzip wollen sie alle das gleiche von den „reichen Weißen“: uns unser Geld aus der Tasche ziehen… und sie sind sehr geschickt darin! Beim Feilschen kommt man mit der Zeit drauf wie es funktioniert, und so hat jeder ein paar Geschenke für die „Zurückgelassenen“ gefunden. Nach 2 Wochen Tajin war das erste das wir in Europa machten, einen McDonnalds aufzusuchen 🙂 Es ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit bei so einem Trip auch nur sein Gewicht zu halten. Was bleibt sind extreme Eindrücke: vom Land, von den Menschen, aber auch sehr gute Erinnerungen an die Taghia Schlucht und die tollen Touren. Wir hatten eine gute Zeit und ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen wieder mal dort hin zu reisen.

Anmerkung: uns hat diese zweiwöchige Reise ca. 550 Euro pro Kopf gekostet (inkl. Flug, Hotel, Essen, Unterkünfte etc.), was das Ganze zu einer „Low Budget“ Reise gemacht hat. Und dabei war die Kletterei (und natürlich auch die Reise) wirklich genialst. Nachahmung ist empfohlen!

Anreise:
Wir sind per Billigairline von Mailand nach Marrakesch geflogen (ca. 180 – 200€ / Kopf hin und retour – Easy Jet). Den Transport von Marrakesch nach Taghia haben wir über Said organisiert, was reibungslos funktioniert hat. Es geht auch abenteuerlicher mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Wer viel Zeit hat und abenteuerlustig ist, der wird hier sicher einiges erleben. Wir haben die eine oder andere Geschichte gehört… 🙂
Die Preise (Stand September 2014) sind ungefähr:
120€ pro Richtung & Fahrzeug für das Taxi Marrakesch – Zaouia Ahanesal (Ausgangspunkt Taghia)
9€ pro Esel und Richtung (1 Esel für 2 Personen – zahlt sich aus!) von Zaouia Ahanesal – Taghia

Übernachtung:
Wir waren in der Gite von Said untergebracht, was sehr unkompliziert und empfehlenswert ist. Man kann über ihn den Transport von Marrakesch nach Taghia (inkl. Esel für den 2stündigen Zustieg) buchen.
Die Preise sind ungefähr: 12€ / Tag Halbpension
Wir waren rundum zufrieden. Europäischen Standard darf man sich hier halt nicht erwarten (wir haben Italiener gesehen, die sogar einen Bademantel mit in die Schlucht geschleppt haben… und es gibt noch allerhand anderer skuriler Geschichten). Generell fühlt man sich bei Said gut aufgehoben. Es gibt kein Feilschen um die Preise (in anderen Unterkünften angeblich schon…) und die Leute sind sehr nett und hilfsbereit. Seit 2 Jahren gibt es fließend Strom (vorher wurde per Aggregat sehr schwankungsreicher Strom erzeugt). Man kann bei Mohamed sogar Facebook Nachrichten nach Hause schicken (geht aber extrem langsam – aber es geht). Am besten ist, wenn man auch eine e-mail hinschreibt. Die Antwort dauert dann schon mal 1-2 Wochen, aber es funktioniert (auch wenn es nicht den Anschein hat).

gitesaid1@yahoo.fr
Mobile: +212.6.68246536
Fix: +212.5.23459290
Said spricht französisch (schwer zu verstehen)
Mohamed spricht Englisch und auch ein bischen Spanisch.
Generell kommt man in Marokko mit Französisch am besten weiter. Bei uns war Cathy die Dolmetscherin. Mit Händen und Füßen gehts auch ohne Französisch (ev. beim Buchen der Unterkunft von Said ists ganz hilfreich).

Essen etc:
Müsliriegel, Micropur und Klopapier & eine gute „Grundversorgung“ an Medikamenten sollten in die Schlucht mitgebracht werden. Eine Bergrettung oder ähnliches gibt es hier logischerweise nicht.
Es hat sich als Trumpf herauskristallisiert, in einer etwas größeren Gruppe anzureißen. Wenn jemand wegen Verdauungsschwierigkeiten ausfällt (unsere Ausfallquote war 50% !), kann man innerhalb der Gruppe jonglieren.

Beste Jahreszeit:
Wir waren von Mitte bis Ende September in Taghia. Es hat an mehreren Tagen Gewitter gegeben (nachmittags) und an einem Tag hats ordentlich geregnet. Einen ordentlichen Wetterbericht gibt es nicht wirklich – am besten ist man spricht mit Mohamed. Bei Gewittergefahr kann man (lt. unserer Erfahrung) locker eine 250 – 300m Wand klettern. Wenns mit dem Donner losgeht, kann man locker noch 2-3 Seillängen klettern. Es ist ein bisschen anders als bei uns in Europa, wo man dann schon eigentlich fast bis auf die Knochen nass ist. Generell gilt: man ist in den Bergen (Taghia liegt auf ca. 1900m Seehöhe). Das Wetter kann auch hier unbeständig sein. In der Sonne wurde es bei uns gleich mal zu warm. Deshalb muss man sich je nach Tour / Wandausrichtung die Aufstehzeiten dementsprechend festlegen um möglichst lange im Schatten zu klettern. Wenn dann auch der teilweise orkanartige Wind einsetzt, kanns schnell mal kühl werden. Eine Windjacke kann hier gute Dienste leisten. Generell schein der Herbst hier auch die stabilste Zeit zu sein (abgesehen vom Sommer), was den Oktober zur Hauptsaison macht. Hier werden die Tage aber auch schon etwas kürzer. Ich finde, dass wir es mit unserer Reisezeit ganz gut erwischt haben.

Topos von dieser Gegend könnt ihr hier finden.

Wir haben sehr viele dieser Infos vom moaddsgaude Blog herausgelesen bzw. von Gerri bekommen. Sie waren sehr hilfreich!

Kategorien: Geschichtln

1 Kommentar

Ranggetiner Herbert · 14. November 2014 um 10:52

Servus Peter,wie immer a coole Gschicht .Bleibt weiter Abenteurer und nicht nur Kletterer,denn.Durch seine Leidenschaften lebt der Mensch aber durch seine Vernunft existiert er bloß.Logga bleibn,Herbert

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