Heiß auf Eis

Veröffentlicht von peter am

Jedes Jahr ist anders, jeder Winter ist anders, jede Saison ist anders – so auch dieser Winter. Ende November 2014: ich freue mich wie ein kleines Kind auf den kommenden Winter und kanns eigentlich schon gar nicht mehr erwarten auf Skitour zu gehen. Zu gut waren die Erinnerungen an den letztjährigen Megawinter in den Dolomiten. Und zu regnerisch war der Sommer 2014 um an große Alpintouren zu denken. Der Hunger auf „richtige“ Bergtouren war groß. Mit Andi, Martin und Matthias gings deshalb gen Süden nach Sterzing um eine Nordwand zu machen bzw. die Skitourensaison zu eröffnen. Martin und Matthias suchten sich die Weisspitz Nordwand aus und Andi und ich entschieden uns für die Grießferner Nordwand. Ich hatte die Rechnung aber ohne meine nicht vorhandene Kondition gemacht. Den ganzen Sommer war ich nur beim Sportklettern. Das hab ich kurz nach dem Einstieg in die Wand auch zu spüren bekommen. Die Füße wurden immer müder und langsam hat es mich angefangen in den Oberschenkeln zu krampfen.

Andi im Gletscherbruch

Andi im Gletscherbruch

Ein kleines Video von der Tour könnt ihr HIER sehen

Dabei bin ich nur in Andi´s Spur nachgestapft… er hat die gesamte Tour gespurt. Mit etwas beißen kam ich dann doch oben an. Wir sind zwar nicht mehr bis ganz zum Gipfel rauf und haben auf der Sonnseite in einer Scharte „Gipfelpause“ gemacht, aber mir hat es auch gereicht. Dafür hatten wir perfekte Bedingungen bei der Abfahrt: Ende November und 15cm unverspurten Pulvertraum – UNGLAUBLICH! Einen Tag später büßte ich diese Tour leider: mein rechtes Knie tat höllisch weh. Dieser Schmerz war mir (von der linken Seite) bekannt: Überlastung. Na toll… das dauert wieder bis der Fuß passt. Und so war es auch. Ich konnte wochenlang nicht mal 2 Stockwerke rauf gehen ohne stechende Knieschmerzen. Mein Versuch einer Skitour endete kläglich nach einer Stunde gehen mit zusammengebissenen Zähnen. Tags drauf konnte ich nicht mal mehr schmerzfrei in der Geraden gehen… wer nicht hören will, muss fühlen. Also wieder zum Arzt, wieder CT, wieder Kontrolle. Fazit: alles in Ordnung, nur überbelastet. Ein Stein fiehl mir vom Herzen. Keine OP, keine langwierigen Nachwehen. „Einfach“ nur Pause machen. Einfach? Es war alles andere als einfach. Die Skitourensaison war gelaufen, bevor sie noch angefangen hatte. Die Alterntive hieß Eisklettern. Und diese Saison hat es uns das Mixedklettern besonderns angetan. Meine Seilpartner hatten Nachsehen mit mir und die Touren wurden dann dem Zustieg entsprechend ausgesucht. Alles länger als 15min Zustieg ging anfangs nicht. Das Eis war auch mehr schlecht als recht und die Schneesituation war auch nicht gerade prickelnd. Somit hatte ich wenigstens nicht das Gefühl viel zu verpassen. Extrem spät startete unser Saison dann Mitte Jänner. Wir waren schon so verzweifelt, dass wir von IBK aus für einen Tag an den Felbertauern fuhren um dort die neu eingerichtete Tour „vom Feinsten“ zu wiederholen.

"vom Feinsten" bei richtig winterlichen Bedingungen

„vom Feinsten“ bei richtig winterlichen Bedingungen

Klaus in der oberen Eislänge

Klaus in der oberen Eislänge

Klaus war fit im Eis und somit stieg ich nur nach. Der Mixedteil war richtig gut und machte Spaß und auch das Eis war genial. Dieser Tag war generell der erste richtige Wintertag mit dicken Schneeflocken und kalten Temperaturen. Es war einfach so wie es sein sollte. Wir haben wieder mal ein kleines Video gemacht, dass ihr HIER sehen könnt. Dazwischen drin gings immer wieder mal in die Bogenmeile zum Drytoolen um ein bisschen Gefühl für dieses ganze Mixedklettern zu bekommen. Und es machte auch immer mehr Spaß! Ein kleines Video davon könnt ihr HIER sehen. Die nächste Tour war dann mit Roli geplant. Da die Hängenden Gärten dieses Jahr nicht zusammengewachsen sind, wollten wir uns Piccos Kreation der „felsigen Gärten“ anschauen. Der Mixedteil war richtig gut und hat uns ordentlich aufgepumpt.

alte und neue Linien in Lüsens

alte und neue Linien in Lüsens

ich in der M8 Länge der "Felsigen Gärten"

ich in der M8 Länge der „Felsigen Gärten“

Duo infernale

Duo infernale

die eigentliche Schlüssellänge an diesem Tag

die eigentliche Schlüssellänge an diesem Tag

Roli ist dann die eigentliche Schlüssellänge an diesem Tag durchgezogen – die Eislänge nach der M8 Mixedlänge. Diese war nicht wieder zu erkennen. Im Jahr davor bin ich mit Benni die Hängenden Gärten gegangen. Das war wie spazieren gehen. Dieses Jahr war es RICHTIG anspruchsvolles Klettern. Es ist auf jeden Fall eine sehr gelungene Tour, die man mal machen kann! Mir hats sehr viel Spaß gemacht. Nach einer Kälteperiode hat mich Hansjörg angerufen. Das Zauberwort war: Eisklettern in der Sonne. Matthias war auch mit von der Partie und somit gings ins Nordtiroler Valsertal um den Sunblocker 3 zu wiederholen. Es ist eine schöne Linie die uns viel Spaß gemacht hat.

los gehts

los gehts

Sunblocker - der Name kommt nicht von ungefähr

Sunblocker – der Name kommt nicht von ungefähr

spektakuläre Szenerie im oberen Stock

spektakuläre Szenerie im oberen Stock

Dabei ist uns auf der anderen Talseite ein Zapfen aufgefallen. Auf unsere Frage was es dort gibt, meine Hansjörg: nichts – ist zu kurz und nicht lohnend. Aber unser Interesse war geweckt. Im Eis hatten wir noch keine Erstbegehung gemacht. Somit gings Tags drauf mit schweren Rucksäcken rauf zu diesem Zapfen. Was wir schnell lernten, war dass der limitierende Faktor die Akkuleistung im Winter ist. Deshalb kamen wir auch nicht besonders weit. Hartnäckigkeit war immer schon eine Stärke von Matthias und mir. Am zweiten Tag richteten wir die Tour dann fertig ein und konnten sie auch rotpunkt klettern. Wir tauften die Tour auf den Namen „Oxytocin“, sie ist 20m lang und wir schlagen sie mit M7+ / WI5 vor.

Zustieg Oxytocin

Zustieg Oxytocin

klein, aber fein

klein, aber fein

beim Einbohren

beim Einbohren

Matthias ist für jeden Blödsinn zu haben

Matthias ist für jeden Blödsinn zu haben

Matthias holt sich die Rotpunktbegehung

Matthias holt sich die Rotpunktbegehung

für Klaus 0 Problem

für Klaus 0 Problem

Eisklettern in der Sonne

Eisklettern in der Sonne

Am darauffolgenden Wochenende war ich in Südtirol und verabredete mich mit Mark auf eine Eistour. Er wollte nach Prags und sich den Spitzborscht anschaugn. Da ich mental diesen Winter nicht besonders sattelfest war im Eis, stieg ich die ganze Tour nach. Die Temperaturen waren perfekt. Wir kletterten die Mixedlängen teilweise mit den Händen ohne Handschuhe und bekamen nicht zu kalt. Die Tour selbst ist sehr anspruchsvoll, die Felsqualität äußerst schlecht und vor allem die M8 Länge ist sehr moralisch! Mark zog die Tour im onsight durch! Eine gewaltige Vorstellung – gratuliere nochmal zu dieser starken Leistung.

Spitzborscht in Prags

Spitzborscht in Prags

Mark in der ersten Länge

Mark in der ersten Länge

die zweite Länge ist kurz aber pumpig

die zweite Länge ist kurz aber pumpig

in der dritten Länge gehts zur Sache

in der dritten Länge gehts zur Sache

brüchiger Fels, schlechte Haken - onsight!

brüchiger Fels, schlechte Haken – onsight!

die letzte Länge ist auch noch steil, lang und pumpig

die letzte Länge ist auch noch steil, lang und pumpig

Arnold in der letzten Länge die gemeinsam mit dem "Goastborscht" verläuft

Arnold in der letzten Länge die gemeinsam mit dem „Goastborscht“ verläuft

Den Erstbegehergedanken im Hinterkopf konnte ich Matthias nochmal zu einer neuen Linie „überreden“. Wobei das das falsche Wort ist. Matthias ist leich für sowas zu begeistern und ein sehr geduldiger und leidensfähiger Sicherer! Danke an dieser Stelle, dass du immer mit dabei bist. Unser Ziel war der obere des „Easy Afternoons“ im Sellrain. Hier gab es im Winter 2014 / 2015 sehr wenig Eis und links bot sich die Möglichkeit einer Mixedlinie.

ich beim Einbohren der MIxedlänge

ich beim Einbohren der MIxedlänge

Wir richteten diese in zwei Tagen ein, putzten sie und kamen am dritten Tag mit Klaus und Kamera zurück um einen Rotpunktversuch zu machen. Im zweiten Anlauf an diesem Tag konnte ich mir dann auch die erste Rotpunktbegehung sichern, was mich sehr gefreut hat. Klaus zog gleich nach. Nur Matthias muss wohl nochmal hinschauen. Diese Tour hört auf den Namen „Domenicus“ und bietet mit Zustieg über den Easy Afternoon schöne 150m Klettermeter. Der Felsteil ist komplett eingebohrt.

Matthias und ich unter der Linie

Matthias und ich unter der Linie

Matthias im Mixedteil

Matthias im Mixedteil

Klaus holt sich die zweite Rotpunktbegehung

Klaus holt sich die zweite Rotpunktbegehung

ich konnte die erste Rotpunktbegehung verbuchen

ich konnte die erste Rotpunktbegehung verbuchen

Topo Domenicus

Topo Domenicus

Beim Abstieg richteten wir dann noch zwei Stände beim Easy Afternoon ein, um diesem vielbegangenen Wasserfall etwas mehr Kompfort zu bieten. Dazwischen drin ist sich dann doch immer wieder mal ein Freeridetag ausgegangen. Somit konnte ich doch noch ein paar geile Powdertage genießen. Gleichzeitig gings immer wieder an die Martinswand um im Dschungelbuch und auch am Grottenweg ein paar tolle Touren zu klettern. Was soll ich da bloß sagen außer: ich lebe sehr gerne in Tirol und schätze die Lebensqualität, die man hier hat. Danke an alle für die tollen und eindrucksvollen Touren. Und sollte jemand mal eine unserer Linien wiederholen, würde ich mich über Feedback sehr freuen. Schlussendlich hat sich dann auch das Knie wieder soweit gebessert, dass ich mittlerweile wieder schmerzfrei bin und auch wieder weitere Zustiege machen kann. So hat auch dieser Winter ein gutes Ende 🙂

Kategorien: Geschichtln

2 Kommentare

michl · 13. März 2015 um 8:50

Immer echt beeindruckend, was du für Leistungen bringst, Peter!
Danke nochmals für den Tipp am Griesferner, dessen Nordwand wir einen Tag später nach euch machen „durften“- war ein Abschlußhighlight der Saison 2014!

Und deine Fotos sind sowieso der Hammer!
Hoffe, wir sehen uns mal in IBK!

Berg Heil!
michl

Steven Frisch · 3. Februar 2016 um 10:44

Oh! Congratulations whoever climbed the roof to reach the broken-off section of ice. I like many of the shots looking directly down at the climbers. I especially like the picture „spektakuläre Szenerie im oberen Stock“.

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