Eiskalter Dolomitenstart

Veröffentlicht von peter am

Als ich noch mit Mama zu Mittag telephonierte, informierte sie mich über die Regenschauer, die sich gerade über Lienz ergossen. Aber ich dachte mir, dass das Wetter schon wird und wir fuhren trotzdem los. Und siehe da: In Lienz angekommen gab es Sonnenschein. Also würde die geplante Tour auch machbar sein.


Die kleine Zinne mit ihrer beeindruckenden Westwand

Vorgeschlagen habe ich Manuel eine Tour in den Drei Zinnen – je nachdem ob die Wand trocken oder nass wäre, würden wir uns zwischen der der kleinen Cassin Führe auf den Preußturm (Süd-Ostwand) oder das eigentliche Ziel – die Egger – Sauschek auf in der Westwand der kleinen Zinne machen.


Manuel beim Einstieg – es war SAUKALT

Diese Tour wollte ich schon länger gehen, doch hatte ich immer einen imensen Respekt vor dieser Wand und den angegebenen Schwierigkeiten die doch bis 6+ gehen.


kurz vor der Schlüsselstelle

Doch mit dem richtigen Seilpartner – Manuel – könnte es klappen. Da meine mentale Hemmschwelle im alpinen Bereich nicht sehr hoch liegt, musste ich diesesmal wieder meinen Kopf sozusagen ausschalten.


Manuel in der Schlüsselseillänge – er nimmt nebenbei noch das zweite Halbseil auf

Dann müsste es funktionieren 🙂 In der Früh war der Himmel bedeckt und die Sonne ließ sich nicht blicken. Egal – so lange es trocken ist, würde es schon gehen. Nach etwas mehr als einer Stunde Anfahrt zeigte das Thermometer im Auto 0°C an… Das würde sicher eine etwas frische Junitour werden haben wir uns gedacht. Doch es sollte schlimmer kommen.


Manuel im Vorstieg – eine beeindruckende Wand!

Beim Zustieg sahen wir, dass die Wand trocken war – also konnte es los gehen. Beim Einstieg stoßen wir auf nicht allzu kleine Mengen an Schnee. Egal – Manuel führte die erste Länge bis zum gebohrten Stand. Die Tour wurde offensichtlich saniert und einige Stände sind nun mit Bohrhaken ausgestattet – allerdings nicht alle. Die zweite Seillänge war dann der Schlüssel.


Manuel folgt in der 5. Seillänge (6)

Als ich von der Rampe in die große gelbe Wand einstieg brach mir gleich mal ein Griff aus, denn ich mit voller Kraft belastete. Grade noch konnte ich schlimmeres verhindern und mich mit aller Kraft mit einer Hand halten.


kalt, brüchig und nass – eine gscheide Dolomiten-Einstandstour für Manuel 😀

Immerhin hatte ich noch keine Zwischensicherung gesetzt… das hätte böse ausgehen können. Egal – Kopf ausgeschalten und weiter ging es. nach ein paar brauchbaren Zwischensicherungen kam die Schlüsselstelle – eine 6+ Querung.


Manuel in der brüchigen 6. Seillänge (6-)

Und diese 6+ war sicherlich nicht unterbewertet. Alle Achtung vor den Erstbegehern, die hier bereits 1951 mit dem damaligen Material in eine solche Wand einstiegen. Damals hatten die Bergsteiger wohl noch Eier so groß wie Tennisbälle!


nicht sehr vertrauenserweckende Standhaken

Der Fels war hier ausnahmsweise fest, allerdings konnte ich ihn nicht spüren. Meine Finger waren taub und ein starkes Zittern setzte ein, dass mich noch den ganzen Tag schütteln sollte. Die Schlüsselstelle hinter mich gebracht verhang sich ein Halbseil und ich konnte nicht weiter. Kurzerhand ausgebunden kletterte ich den Run out bis zum Standplatz mit einem Halbseil fertig.


Manuel taugts trotz der Umstände – wir haben schon eine komisch Auffassung von Spaß

Manuel hatte jetzt im Nachstieg allerhand zu tun. Total durchfrohren startete er und nam gleichzeitig noch das Seil auf, das hängen geblieben war. Jetzt sahen wir eine weitere Seilschaft in die Gelbe Kante einsteigen, die aber bald wieder zum Einstieg zurück abseilte. Sie hatten wohl zu kalt *gg*. Nach 2 weiteren, leichteren Seillängen kamen wir zur zweiten schweren Seillänge.


der rucksackfeindliche Kamin in der 8. Seillänge

Dieser teils nasse 6er führte unter die große Schuppe, der wir dann 3 Seillängen lang folgten. Die 6er Seillänge war schon recht anspruchsvoll, nachdem mein Zittern immer stärker wurde. Ich bekam es einfach nicht weg. Es war immerhin so kalt, dass uns das Ventil des Trinksystems eingefrohren ist. Das Wetter war beständig bewölkt, und es sah nicht nach Regen aus.


die 3 Ausstiegsseillängen – nass und vereist – wir querten hier aus der Wand aus

Manuel, der Probleme mit einem Mittelfinger hatte, konnte sich heute nicht darüber beschweren – er spürte die Finger nämlich genauso wenig wie ich – es war einfach zu kalt. Die folgende brüchige 6- meisterte Manuel perfekt! Die Seilführung war hier etwas beschissen – außerdem hatten wir nicht übermäßig viele Expressschlingen mit. Deshalb musste er jetzt auch noch etwas sparsam mit den Zwischensicherungen sein.


auf der Suche nach der Abseilpiste gings in die Winterliche Nord-Westwand

Doch nach 35 brüchigen Metern kam er an den Standplatz, der sehr verbesserungswürdig aussah. Die folgende Seillänge war ein recht gut absicherbarer und nicht allzu brüchiger 5er. Doch auch hier war der Stand wieder nachzubessern. Ich konnte hier einen der 3 Standhaken mit der Hand herausziehen, und ein weiterer sah auch nicht sehr vertrauenserweckend aus. Hier war der Platz sehr beschränkt. Also hatte Manuel einige Mühe die folgende 6- (? – mind. 6 meiner Meinung nach) zu knacken.


über die super eingerichtete Abseilpiste gings bergab

Trotz eiskalter Finger stieg er mit Bravour weiter bis ich nur noch ein „Scheisse“ hörte. Ich fragte was los sei – er antwortete: So ein Kaminscheiss… mit Rucksack keine Chance. Dann gings weiter und ich hörte das Standkommando. Als ich nachstieg sah ich, was er meinte und dachte wohl zu laut als ich Scheisse sagte. Manuel lachte nur laut 😀 Kurzerhand habe ich den Rucksack zwischen die Beine gehängt, damit ich überhaupt eine Chance hatte hier nicht stecken zu bleiben.


die Große Zinne war ziehmlich vereist… ajo – hab i schon gesagt dass es Juni ist?

Mit einiges an Schinderei kam auch ich durch. Nun standen wir am Band und sahen die 3 Ausstiegsseillängen, die komplett nass und vereist waren. Unsere Entscheidung war schnell getroffen: wir querten Richtung Normalweg in die Nordwestwand aus. Hier bot sich uns ein winterliches Ambiente. Alles im Schnee, der Fels vereist und dann hatten wir auch noch einen Verhauer.


Manuel seilt per HMS ab. Er hat sein Sicherungsgerät verloren & spürt seine Füße schon lange nicht mehr

Doch nach etwas genaueren Studieren des Topos fanden wir die Abseilpiste über die wir dann bis zur Scharte zwischen Großer und Kleiner Zinne abseilten. Manuel, der keine Socken an hatte, spürte seine Füße nicht mehr. Mir gings nicht wesentlich besser. Beim Abstieg von der Scharte hat man normalerweise noch eine kurze ca. 7 – 8m Abseilstelle.


Geschafft! auf dem Allerwertesten gings das Schneefeld über die Abseilstelle hinunter

Es lag aber so viel Schnee, dass wir uns einfach auf unseren Hintern setzten und bis zum Schotterfeld hinunter rutschten – ein gemütlicher Abstieg also :D. Jetzt konnten wir wieder aufatmen und machten uns auf Richtung Helmhotel. So gut wie heute schmeckt uns die Pizza selten.


es war eine eiskalte, aber geniale Tour! Jetzt nichts wie ab in die Pizzeria

Am Abend gings dann noch zum xten TAB mit Anda und Blasl Sepp. Knüppeldicht schlief ich um 00:30 Uhr ein 🙂 Es war trotz allem – oder vielleicht gerade deshalb ein großartiges Erlebnis in einer sehr ernsten Tour. Manuel hatte somit eine gscheide Dolomiten – Einstandstour hinter sich gebracht, bei winterlichen Bedingungen Mitten im Juni.

Die Bilder von der Egger-Sauschek könnt ihr euch hier anschauen.

Kategorien: Geschichtln

6 Kommentare

Rosi · 15. Juni 2008 um 18:42

na holla, ihr habts ja an vogel 😛

flo · 16. Juni 2008 um 10:32

ja der Sommer braucht noch a bissl. Auf der Rax (NÖ) hatten wir auch 1 cm Neuschnee! Super Tour und tolle Leistung. Sicher nicht ganz „unernst“

Gratuliere!

😉 lg flo

peter · 16. Juni 2008 um 11:17

jo war schon sehr ernst (zumindest fia mi). Da Manuel is mental a Wahnsinn (geschweige denn klettertechnisch). Der klettert einfach alles! Es war wirklich sehr brüchig und anstrengend.

lg peter

Gerald · 17. Juni 2008 um 14:16

Wenn man so was liest zipfts einem no mehr an zum im Bett liegen… hört sich nach (kaltem) Spaß an aber gegen Kälte kann man ja bekanntlich was tun bzw. könnte man ( ;

Flo · 18. Juni 2008 um 8:38

… ja im Bett liegen bleiben *gg*!
Aber leider gibt es da eine Kraft die viel Stärker ist und einen immer wieder in die wunderschönen Wände bringt.

😉

da olte peter · 18. Juni 2008 um 15:01

… mit dem Klimawandel scheint was nicht zu stimmen…
Zum Klettern saukalt. Wünsch euch mehr Sonne bei der nächsten Tour. 🙂 Peter

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