buon gelati

Veröffentlicht von peter am

Die Eissaison begann im Winter 2011 / 2012 für mich früher als gedacht. Während ich noch an der Südwand der Tofana di Rozes die eine oder andere Tour kletterte, waren mehrere meiner Freunde an der Nordwand des Großglockners unterwegs, und berichteten von sehr guten Verhältnissen. Nach ein paar Bier beschlossen Stefan und ich auch unser Glück zu versuchen. Doch die Großglocknerstraße sollte an unserem Wochenende geschlossen sein (Ende November kein Wunder). Ein paar Telefonate später gab uns Stefans Papa grünes Licht. Mit den Worten an einen guten Bekannten gerichtet: „Hey – da sein zwoa Jungs, die zur Pasterzen aufe miasn – was tua ma do?“ war das Problem gelöst. So fuhr uns meine Schwester Roswitha bei bestem Wetter über die Auto und Menschenleere Glocknerhochalpenstraße zum Ausgangspunkt meiner ersten Nordwand – die Pasterze. Der Zustieg gestaltete sich über den Gletscher mit den schweren Rucksäcken und komplett unaklimatisiert doch weiter als erwartet.


Zustieg übern Gletscher

Dann hatte ich plötzlich Krampanfälle in den Oberschenkeln. In der letzten Stunde des Zustiegs hatte ich bei jedem Schritt einen Krampf… aber Zähne zusammenbeißen und rauf. Außer uns waren noch zwei Jungs aus Nordtirol unterwegs.


es wird steiler

Somit konnten wir das Biwak großzügig zu viert beziehen (nicht mit 14 anderen Leuten so wie meine Freunde vor ein paar Wochen). Mit Kuschelfaktor haben hier nicht mehr als 6-8 Leute halbwegs vernünftig Platz. Ich merkte, dass ich unakklimatisiert war und machte die ganze Nacht kein Auge zu.


die kuschelige Biwakschachtel

Somit wars Aufstehen relativ leicht. Bei Sonnenaufgang waren wir schon am Weg zur Rampe. Nach 250m steiler Schneerampe gings dann los: die komplett blanke Mayerlrampe präsentierte sich von ihrer besten Seite: steiles Eis, das super ausgehackt war leitete Seillänge für Seillänge rauf.


Stefan beim morgendlichen Zustieg zur Mayerlrampe

In der Tour fühlte ich mich sehr gut und hatte keine Probleme mehr mit den Füßen oder sonst was. Auch die Höhe war total ok. Wir sicherten alle Seillängen durch und waren auch nicht die schnellsten. Wir sind halt beide nicht die fittesten im Eis und für mich wars die erste Nordwand.


Zustieg zur eigentlichen Rampe


die Eiswand präsentierte sich unter perfekten Bedingungen

Somit wunderte es uns nicht, dass wir erst zu Mittag von der Mayerlrampe ausstiegen. Der Weiterweg über den Gipfel würde uns mindestens 2h Mehrzeit kosten. Das würde heißen, dass wir ca. die letzten 2h im dunkeln runter gehen müssten. Da wir beide schon auf dem Gipfel und auch sehr müde waren, verzichteten wir auf den Gipfel und stiegen auf der Südseite über die Grögner Schneid ab. Diese war jedoch im unteren Teil stark ausgeappert und stellte sich anspruchsvoller als gedacht heraus. Danach gings noch übern Gletscher vorbei an der Stüdelhütte und weiter runter zum Lucknerhaus. Pünktlich beim Einbruch der Dunkelheit um 17:00 Uhr waren wir beim Parkplatz angekommen, wo uns 10min später auch schon Stefans Papa abholte und uns mit warmen Tee versorgte. Die Mayerlrampe war eine sehr beeindruckende Tour für mich. Wird wohl nicht meine letzte Nordwand gewesen sein! Leider bekam ich ein paar Tage später starke Schmerzen im linken Knie beim längeren Bergauf gehen mit Skiern. Das wollte nicht wirklich besser werden. Der schneearme Winter im Süden ließ meine Motivation fürs Eis dafür wachsen. Doch auch hier stellten sich die Verhältnisse durch den sehr trockenen Herbst als äußerst beschaulich heraus. Erst Ende Dezember kletterte ich mit Dominik den ersten Wasserfall am Felbertauern Nordportal.


der rechte Portalfall war kletterbar

Der rechte Portalfall stand noch am besten da, und somit konnten wir beide hier den Einstand im Wasserfallklettern machen.


Dominik in der zweiten Seillänge

Erst Mitte Jänner gings dann wieder ins steile Eis: mit Manuel alias „Tink“ gings zum Poroijoch, wo wir den Pordoifall klettern konnten. Ein kurzer, aber sehr schöner und sonnseitig gelegener Wasserfall.


der Pordoieisfall – sonnseitiges Eisklettern mit kurzem Zustieg


in der steilen, ersten Länge

httpv://www.youtube.com/watch?v=86cGEy1KvH8
kurzes Video von unserer Begehung des Pordoi Eisfalles

Abends wärmten wir uns dann in der Sauna wieder auf. -15°C stand am Display, als wir aus dem Auto am nächsten Tag ausstiegen. Wir konnten an diesem Tag noch zwei sehr schöne Fälle über Corvara klettern („la spada di damocle“ und „solo per pochi“).


die spinnen die Eiskletterer 🙂 Manuel will auf in den Kampf


Manuel klettert in „la spada di damocle“ (das Damoklesschwert)


die erste Seillänge „solo per pochi“ (nur für wenige)

Eine Woche später kam Jürgen aus Niederösterreich zu Besuch. Es war super ihn wieder mal zu sehen, und natürlich hatten wir auch so unsere Pläne. Wir fuhren wieder Richtung Dolomiten, wo wir ins Langental abbogen. Am Parkplatz dann ein Bus mit Leobner Kennzeichen – Alfred und Dominik waren auch hier unterwegs. Der Zustieg zum Ziel unserer Begirde – dem „I Droc“ – führte über eine enge Schlucht hinauf zur Einstiegssäule. Und wer stand da? Eh klar – die Flachlandtiroler Alfred und Dominik. Sehr cool.


die Einstiegssäule von „I Droc“ im Langental


Jürgen in wildromantische Dolomiten-Winterlandschaft


Alfred arbeitet sich die erste Seillänge rauf

Somit kletterten wir diese äußerst schöne, lange und in wilder Dolomitenlandschaft liegende Perle. Am Abend gings dann wieder in die Sauna um unsere kalten Knochen etwas aufzuwärmen. Der „I Droc“ ist landschaftlich und vom Gesamterlebnis her sicher einer der schönsten Wasserfälle, die ich gemacht habe. Neuer Partner, neues Glück: Matthias – ein sehr starker Felskletterer wollte auch mal das steile Eis kennen lernen. Zu 6. gings dann ab ins Nordtiroler Pinnistal. Ich wollte einen Ultraklassiker machen – die „Männer ohne Nerven“.


„Männer ohne Nerven“ WI 5+


auf gehts in die Schlüssellänge


steiles Röhreneis bei sehr tiefen Temperaturen


die leichte Ausstiegslänge


zwei Männer ohne Nerven – Matthias und ich hams geschafft!

Bei -20°C & sehr sprödem, röhrigen Eis machte ich hier meinen wohl bisher anspruchsvollsten Vorstieg im Eis. Matthias schlug sich mehr als nur gut, als er die doch sehr lange und steile Schlüssellänge durchstieg. Nach dem Abseilen gabs dann das obligatorische Bier bei der Pinnisalm, bevor der gefährlichste Teil des Tages begann: die Abfahrt per Rodel. Mit den schweren Rucksäcken bekommt man doch eine mords Geschwindigkeit drauf! Es war einfach nur geil.

httpv://www.youtube.com/watch?v=CHLZeM9THTg
ein kleines Video von unserer Begehung der „Männer ohne Nerven“

Am nächsten Tag wollten wir den Kombi-Trak im Kaunertal klettern. Doch -24°C waren dann doch zu viel: nach 15m Kletterei machte es „PENG“. Ich zögerte keine Sekunde und zog sofort den Rückzug an. Ein anderes mal sollte es dafür wieder besser laufen. Jakob – unser Eiskletter und Alpinkönig war in Innsbruck auf einem Kongress und hängte das Wochenende noch dran um mit mir ein bischen Eisklettern zu gehn. Von mehreren Seiten wusste ich, dass der Sonnenkönig ganz gut da stehen sollte. Am Freitag nach der Arbeit düsten wir gemeinsam ins Unterland nach Münster und kletterten diesen doch sehr südseitig und niedrig gelegenen Fall bei sehr matschigen und nassen Bedingungen.


der „Sonnenkönig“ vom Parkplatz aus gesehen


Jakob „spurt“ die superweiche erste Seillänge rauf

Bei guten Bedingungen sicher ein schöner Fall! Tags drauf gings ins Oberland. Von Schranz Florian wusste ich um die guten Bedingungen. Der Gullygalerie sollte so gut da stehen, wie noch nie – und wenn das Florian sagt, muss das wohl was heissen!


die Gullygalerie hatte super Verhältnisse!

Am Einstieg angekommen, seilte auch schon eine Seilschaft ab. Florian war die Tour mit einem Gast in 3h geklettert. Wahnsinn! Jetzt waren wir am Zug: Die lt. Topo WI6 / M7 Tour stellte sich als für mich mental sehr fordernd, aber gut kletterbar heraus. Ich führte die erste Länge. Somit hatte Jakob die Schlüssellänge im Lead.

Jakob startet in die Schlüssellänge


schwer abzusichern und mental fordernd – kein Problem für Jakob


es gibt immer wieder Felskontakt

Eine ganz dünne Eisspur gepaart mit Felseinlagen und (für meinen Geschmack) schlechter Absicherbarkeit machte Jakob keine großen Schwierigkeiten. Er führte souverän diese anspruchsvolle Länge zügig durch und sicherte mich nach.


Jakob auf den letzten Metern

Mit vollen Hosen ist leicht stinken – im Nachstieg konnte ich die Kletterei richtig genießen. Danach kamen noch ein paar schöne Eislängen, die jedoch kein Problem mehr darstellten, und eine weitere halbe Stunde später waren wir wieder am Einstieg. Ein absolutes Highlight und selten mögliche Perle ist uns hier geglückt. Wobei ich mich nicht im Vorstieg über die zweite Seillänge raufgetraut hätte! Am letzten Tag des Wochenendes gings dann nochmal in diese Gegend – 200m weiter links stand „das Problem“ oder auch „Rübezahl“ genannt so gut wie selten da.


„das Problem“ oder auch „Rübezahl“ genannt

Am Einstieg trafen wir wieder die üblichen Verdächtigen: Florian war wieder mit seinem Gast unterwegs und schon wieder am Heimweg. Der Fall war dann wohl das Beste, was ich im Eis bisher gemacht hatte: super ausgehackt gepaart mit perfektem Eis – das waren die Zutaten für unsere Begehung.


eine Seilschaft in der Schlüssellänge


Jakob unter der Schlüssellänge


geschafft – so muss eisklettern sein!!!

Jakob überließ mir großzügigerweise den Vorstieg in den schweren Längen, obwohl er wusste, dass sie perfekte Verhältnisse hatten. 8 Eisschrauben als Zwischensicherung setzten wir auf 180m Kletterstrecke. So gut waren die Verhältnisse – einfach nur genial!! Am Freitag drauf gings mit Jürgen zur gemeinsamen „Afterworktour“ (welche auch unsere Einstandstour werden sollte) wieder ins Oberland.


„Östrogen“ – ein kurzer, aber sehr schöner Fall


in der ersten Länge war das Eis super zu klettern

Hier kletterten wir den kurzen, aber sehr schönen Fall namens „Östrogen“ bei gemischten Verhältnissen. Die erste Länge war super, die zweite schon sehr grenzwertig.


super Einstandstour mit Jürgen

Die warmen Temperaturen hatten hier auch schon ihre Spuren hinterlassen. Tags drauf gings mit Ruth ins Pitztal. Hier konnte sie ihre ersten Schritte im Eis wagen. Wir suchten uns einen leichten Fall aus und kletterten die erste Stufe mehrmals im Toprope. Ruth lernte sehr schnell und hatte schnell die richtige Technik drauf.


Ruth beim Topropen im Pitztal

Jetzt muss sie diese nur noch automatisieren und schon gehts ab in unseren ersten gemeinsamen Fall! Am nächsten Tag schneite es und die Sicht war auch nicht gut. Ich hatte ein „Date“ mit Hansjörg Mair – ein sehr starker Eiskletterer. Sein Vorschlag: „bei den Temperaturen gehen nur die Renkfälle.“ Gesagt, getan. Nach Anfahrt (mit Schneeketten) und 2stündigem Anmarsch standen wir unter der wohl beeindruckensten Eiswand, die ich je gesehen habe.


mit Hansjörg in den Renkfällen unterwegs

Nicht umsonst gelten die Renkfälle als das Non plus Ultra in der Nordtiroler Eiskletterscene. Außer uns waren noch zwei weitere Seilschaften unterwegs. Wir stiegen als letzte ein. Hansjörg kannte das Nasenbein noch nicht. Da ich noch gar nichts kannte, wars mir egal.


Stefan und Lucky im klassischen Renkfall


Hansjörg klettert wie der Blitz – und verwendet fast keine Schrauben zur Zwischensicherung

Man sieht bei ihm gleich, dass er sehr fit in diesem Element ist. Seine 70m (!) Halbseile ging er schnell aus und setzte nur sehr, sehr spärlich Schrauben. Ich folgte so schnell wies ging und führte die nächsten 30m zu einem sehr impossanten Standplatz unter einem Überhang, wo die Eisvorhänge runterhingen.


auf gehts in die zweite Seillänge

Mit der letzten (und schwersten) Seillänge machte Hansjörg kurzen Prozess und sicherte mich gleich rauf. Von so jemanden kann man nur lernen – wirklich genial! Als letzte sind wir eingestiegen, als erste ausgestiegen.


Hansjörg startet in die Schlüssellänge


bye, bye Renkfälle – bis zum nächsten mal!

Nach dem Abseilen gings an den härtesten Teil der Tour: die Abfahrt mit diesen superschweren Rucksäcken über Knochenbrecherschnee… es war ein Krampf – ich bin mir vorgekommen wie der erste Mensch auf Skiern. Danke an alle meine Partner für diese tollen Touren. Ich hoffe, dass noch viele davon folgen werden. Diesen Winter habe ich richtig Blut geleckt und hoffe auf weitere gute Eissaisonen. Diesen Winter wirds wohl nix mehr werden, da die Temperaturanzeige stetig am steigen, und die Wasserfälle am schmelzen sind.

Fotos Mayerl Rampe
Fotos Rechter Portalfall
Fotos Pordoi Eisfall
Fotos la spada di damocle
Fotos solo per pochi
Fotos I Droc
Fotos Männer ohne Nerven
Fotos Sonnenkönig
Fotos Gullygalerie
Fotos das Problem
Fotos Östrogen
Fotos Nasenbein


2 Kommentare

FLO · 1. März 2012 um 11:10

na das war eine starke Eissaison.
coole Fotos und Bericht. Weiter so 🙂 lg Flo 😎

Gerald · 1. März 2012 um 14:32

coole Bilder, du hätta Hund 😉

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