Erstbegehung „Airliner“

Veröffentlicht von peter am

Es ist Anfang Dezember 2016 als ich mir im linken Fuß alle Bänder reiße… die Wintersaison ist dahin. Dann kommt auch noch eine Trombose dazu. Na toll. Mein mentaler Lebensretter in dieser Zeit war auf jeden Fall das Zlagboard. Abend für Abend hing ich mich drauf um wenigstens die Fingerkraft etwas zu trainieren und nicht körperlich untätig zu bleiben. Sabrina trifft es noch schlimmer. Sie hatte sich beim Eishockey spielen eine schwere Verletzung zu gezogen und musste sogar in die Intensivstation aufgenommen werden. Im Winter 2016 / 2017 gab es aber wieder so gut wie keinen Schnee. Somit verpassten wir wenigstens nicht grandiose Pulverhänge und mussten uns nicht die Geschichten unserer Freunde anhorchen 😉 Ende Jänner war es dann soweit. Wir konnten beide wieder etwas frische Luft gebrauchen und entschlossen uns ein paar Wände anzuschauen. Das Ziel war der Passo Giau. Eine spezielle Wand wollte ich genauer inspizieren. Die NW Wand des Torre Anna.

der Torre Anna - die schattige NW Wand war noch frei von Routen

der Torre Anna – die schattige NW Wand war noch frei von Routen

im April 2017 starteten wir das Projekt

im April 2017 starteten wir das Projekt

ein kalter und anstrengender Tag geht zu Ende

ein kalter und anstrengender Tag geht zu Ende

Also ging es ohne großen Schneekontakt bis unter die besagte Wand. Die bei diesem Ausflug entstandenen Fotos waren vielversprechend. Ich konnte eine Linie für mich entdecken und somit war unser Projekt geboren. Der Frühling wurde ähnlich mild. Nachdem ich Simon bei der Fertigstellung unserer Erstbegehung „Das Echo der Zeit“ am Bandiaracpfeiler begleiten durfte, wollte ich unbedingt zu besagter Wand. Sabrina war sofort dabei. An diesem Apriltag bewies Sabrina wirklich aus welchem Holz sie geschnitzt war. Wir schafften es an diesem Tag die ersten drei Seillängen von unten einzubohren. Stundenlang harrte sie bei kalten Temperaturen aus, um mich sehr geduldig zu sichern.

Klaus in der zweiten Seillänge

Klaus in der zweiten Seillänge

beim Einbohren der letzten Seillänge

beim Einbohren der letzten Seillänge

steil...

steil…

Mir war dabei recht warm, da ich mit anderen Problemen zu kämpfen hatte. Schlussendlich fehlte noch eine Seillänge – die steilste, schwerste, spektakulärste! Es sollte aber wieder bis Juni dauern, dass ich es wieder hier her schaffen würde. Diesesmal war Klaus mit von der Partie. Er war sichtlich begeistert von den ersten Längen. Auch er bewies große Geduld, als ich stundenlang damit beschäftigt war, die letzte Seillänge einzurichten. Beim Einbohren sah ich dann schon, dass das kein Honigschlecken für mich werden würde, habe ich doch mit wesentlich griffigerem Fels gerechnet. Das heisst: die Griffe sind schon da, nur nicht in der Konstellation, in der ich sie mir wünschte. Dabei war das Abseilen vom letzten Standplatz so luftig, dass der Name der Tour fest stand. Airliner soll heißen, dass man in der schwersten und steilsten Seillänge viel Luft unter den Sohlen hat.

Projektmodus = ON

Projektmodus = ON

Martin am Turm - dieser wirft seinen Schatten

Martin am Turm – dieser wirft seinen Schatten

daher kommt der Name: viel Luft unter den Sohlen!

daher kommt der Name: viel Luft unter den Sohlen!

Die Felsqualität entspricht dem, was ich mir unter einer schönen Tour vorstelle. Insgesamt brauchte ich dann weitere vier Tage in der Tour, bis ich sie endlich rotpunkt klettern konnte. Mit dabei waren Julia Hasslacher, Andreas Goller und Martin Wibmer ging sogar zwei mal mit. Er war es dann auch, der mich beim Durchstieg begleitete. Dabei lag der Schlüssel nochmal darin, die Bewegungsabfolge in der Schlüsselsequenz umzustellen um eine halbwegs stabile Lösung zu finden. An diesem Tag war es dann auch nochmal denkbar knapp.

Julie im Vorstieg der dritten Länge

Julie im Vorstieg der dritten Länge

ich in der Schlüsselsequenz

ich in der Schlüsselsequenz

so steil ist die Schlüssellänge...

so steil ist die Schlüssellänge…

anders kommt man nicht zum Standplatz zurück :)

anders kommt man nicht zum Standplatz zurück 🙂

Im dritten GO konnte ich beim Abschlussboulder den Zielgriff nur mit dem ersten Fingerglied erwischen. Der Kopf war aber 100% auf Durchstieg programmiert. Und so biss ich nochmal in den sauren Apfel und rettete mich irgendwie in die Ausstiegssequenz. Diese habe ich mir auch nochmal genau angeschaut, mit dem Wissen, dass wenn ich hier mal ankomme, ich keine Fehler mehr machen darf. So war es dann auch! Überglücklich konnte ich am 26.08.2017 die erste Rotpunktbegehung verbuchen.

YEAHHH geschafft!

YEAHHH geschafft!

Martin hat mich zwei Tage beim Auschecken unterstützt und war auch bei der Rotpunktbegehung dabei

Martin hat mich zwei Tage beim Auschecken unterstützt und war auch bei der Rotpunktbegehung dabei

Die Bewertung ist ein Vorschlag. Vielleicht ist die Schlüssellänge auch ein bisschen leichter. Die Zukunft und eventuelle Wiederholer werden die Bewertung dann schon korrigieren bzw. bestätigen. Die Airliner gehört sicher zu meinen schönsten Touren. Auf jeden Fall ist sie aber bisher sicher die schwerste. Dabei wurde sie ausschließlich von unten eingebohrt. Für die Tour selber sind nur Expressschlingen notwendig. Die obligatorische Schwierigkeit würde ich auf 7a einschätzen. Über Feedback von Wiederholern würde ich mich sehr (!) freuen.

der Zustieg - Startpunkt ist der Passo Giau

der Zustieg – Startpunkt ist der Passo Giau

der Torre Anna - in der schattigen Wand verläuft die "Airliner"

der Torre Anna – in der schattigen Wand verläuft die „Airliner“

das Topo mit meinem Bewertungsvorschlag

das Topo mit meinem Bewertungsvorschlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch bei einigen Leuten bedanken: Sabrina (die immer motiviert und sich für nichts zu schade ist), Andreas (danke fürs Mitkommen und auch fürs Fotografieren), Julie (danke fürs Mitkommen und ausbouldern), Klaus (fürs Mitkommen und die Geduld beim Einbohren), Martin (danke fürs mehrmalige Mitkommen und auch fürs gut heim bringen nach meinem heftigen Migräneanfall…), und fast am Wichtigsten: Ruth (danke dass du mich immer wieder gehen lässt!!)

Kategorien: Geschichtln

2 Kommentare

michl · 14. September 2017 um 22:04

Respekt! Eine geile Tour mit einer entsprechnd spektakulären Linie! Gratuliere zur Erstbegehung!
Diese Tour wird für mich allerdings immer zu schwer bleiben…wurscht: machen wir halt wieder mal was leichteres gemeinsam (wennst magst…)!

Peter · 15. September 2017 um 9:40

Hey Michl – logisch machen wir was gemeinsam. Es gibt noch so viel zu sehen 🙂

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