Der Pilastropfeiler – Tofana di Rozes

Veröffentlicht von peter am

Die wohl berühmteste Tour rund um Cortina ist der Pilastropfeiler. Erstbegangen 1944 in zwei Tagen von E. Constantini & R. Apollonio sollte diese Tour in jedem Tourenbuch eines Dolomitenkletterers stehen… Oft bin ich an diesem mächtigen Berg schon vorbeigefahren und habe auch schon mehrere Touren an ihm geklettert. Aber der Pilastropfeiler war immer ein Wunschtraum, an den ich mich nicht so wirklich ranwagen traute.


die mächtige Tofana di Rozes im ersten Morgenlicht

Nach einer für mich extrem guten Klettersaison 2009, mehreren schweren Touren im Klettergarten (bis 7b+) und im alpinen Bereich (bis 7) machte sich noch eine Gelegenheit für diese Perle auf. Anfangs wars gar nicht so leicht einen Partner für diese Tour zu finden: von Wien nach Südtirol ists vielen zu weit und in Osttirol haben diese Tour schon die meisten meiner in Frage kommenden Kletterpartner gemacht.


die wohl berühmteste Tour Cortinas: der Pilastropfeiler

Einer allerdings noch nicht: Jakob. Mit seinen 19 Jahren hat er noch nicht viele alpine Klassiker, dafür einige schwere Sportklettertouren (bis 8a) auf seinem Konto. Allerdings hat er auch schon so einige harte Gschichten in den Dolomiten mitgemacht, wie z.B. die Egger-Sauschek an der kleinen Zinne oder die Christoph Hainz Tour „Geierhochzeit“ an der Geierwand – eine extrem brüchige Angelegenheit.


am Wandfuß muss man den Kopf weit nach hinten lehnen, um den Pfeiler komplett zu sehen

Da ich mit ihm einige male klettern war, stand seine mentale Stärke und Klettergeschwindigkeit außer Frage. Am Sonntag den 27. September war gutes, beständiges Wetter vorhergesagt, was an diesem Berg ein wichtiger Faktor ist. Zumal ist die Tofana di Rozes mit ihren 3225m der höchste Berg in dieser Region, und dementsprechend auch ein Wolkenfang. Um 06:00 Uhr fuhren wir in Lienz los und stiegen um 08:30 Uhr in die Wand ein.


Jakob im super Kalk der dritten Seillänge

Die Zustiegsseillängen bis zu den Dächern kletterten wir so zügig wies ging. Außerdem versuchten wir so viele Seillängen wie möglich zusammenzuhängen. Nach 1,5h Kletterei standen wir unterm ersten Dach. Hier stärkten wir uns noch mal und schauten den Seilschaften an der ersten Pfeilerkante zu. Dann gings zur Sache. Material hatten wir genug mit.


in 1,5h klettern wir die 7 Zustiegslängen zügig durch

Von einem Satz Keile, einen Satz Friends bis Größe 3 über einen Hammer & zwei Haken war alles mit im Gepäck. Jakob war als erster an der Reihe. Vor dem Dach legte er noch den 3er Friend, klickte dann die vielen Bänder, die im Dach hingen, und ließ auch die einzige vernünftige Sicherung – einen guten Fixkeil – nicht aus. Leichtfüßig, und mit den Worten: „sein eh olls Henkl“, onsightete er diese erste Schlüsselpassage.


vor den Hauptschwierigkeiten rasten wir kurz und stärken uns

Da er nicht wirklich Seilreibung hatte, kletterte er auch gleich die nächsten zwei Seillängen bis unters Dach durch. Hier schlug er einen Haken, setzte einen Friend und einen Keil, verband all diese fragwürdigen Sicherungen miteinander und ließ mich nachkommen. Mit dem schweren Rucksack am Buckel (Jakobs Schuhe, Brote, Schokolade etc. war in der nicht zu kleinen „Wolke“ auf meinem Rücken) ging ich das erste Dach an.


Blick rauf in die Dächer

Das zusätzliche Handicap zog ordentlich an meinen Unterarmen, aber die Griffe waren wirklich nicht so schlecht. Lediglich die Haken erweckten kein großes Vertrauen. Jakob meinte: den ersten hätte ich mti der Hand rausziehen können… Damit konnte sogar ich mit diesem Extragewicht das erste Dach absolvieren. Trotzdem waren meine Unterarme ordentlich warm, als ich mich in Jakobs ungemütlichen Hängestand dazuhing.


Jakob onsightet das erste Dach (7+) bei miesesten Haken (Masse statt Klasse)

Nach einer kurzen Pause für die Unterarme gings ans zweite Dach. Etwas steiler und mit weniger Haken ausgestattet, hatte ich einiges an Ehrfurcht vor diesen klassischen Metern. Die Ausgesetztheit tat ihr übriges, um meinen Adrenalinspiegel bis Oberkante Unterkiefer ansteigen zu lassen. Bis unters Dach gings ganz gut. Bis hierhin hatte ich 2 schlechte Normalhaken als Sicherung.


das Gewirr an schlechten Punkten wird zu einem ganzen etwas zusammengebunden – passt scho 🙂

Das Dach wurde durch einen Riss durchzogen. Ich kletterte hier an, legte einen Friend, kletterte zurück… schütteln… wieder ran, noch einen Friend rein… zurück… schütteln… ich schaute mir die Sequenz noch mal genau an und zog durch. An der Dachkante hing dann noch ein Gewirr an Schlingen aus allen Dolomitenepochen.


Blick rauf ins zweite Dach (8-), das ich onsight klettern konnte

Hilfts nix, schodets nix… hab i mir gedacht, und klickte die erste Schlinge, die ich erwischte mit. Den Haken, in dem sie steckte, sah ich mir nicht genau an. Ich hatte so schon genug Adrenalin im Blut. Allerdings galt auch hier: steil, aber gute Griffe. Über dem glatten Dach, fand ich wirklich gute Henkel, die mir das Onsight meiner bisher schwierigsten alpinen Kletterei ermöglichten.


ein super Standplatz nach dem zweiten Dach

Jakob kam im Nachstieg – diesmal er mit dem Rücksack – in diesem horizontalen Dach auch ordentlich ins schwitzen. Mit einem Stöhnen überwand auch er schließlich ohne Sitzer diese zweite Schlüsselpassage. Nun standen wir vor der „inoffiziellen“ Schlüssellänge – dem berühmten Eselsrücken. Den Standplatz mitten in provisorischen Biwakplätzen, startete Jakob gleich durch.


Jakob im berühmten Esselsrücken – eine richtige Scheissdrecklänge

Ich dachte mir insgeheim… 7- … ein Klaks für uns. Doch dann wurde er langsamer, blieb an einer Stelle, schaute, kam nicht weiter. Schließlich legte er eine weite Linksschlaufe in die Wand. 3m vom letzten Holzkeil entfernt kletterte er hier an der Grenze… mit den Worten… wahhaaaha… meine Hände gehn glei auf… flüchtete er nach oben in eine Nische.


da könnte man einen LKW dranhängen – der Bombenstand nach dem Eselsrücken

Um diese Nische wieder zu verlassen, brauchte er 3 Anläufe, schaffte es aber doch noch. Sein Kommentar: „Das Beschissenste was ich je geklettert bin!“ Nun war ich im Nachstieg dran. Und genau dasselbe Problem – nur mit Rucksack. Ich wollte auch diese Linksschleife klettern, die sich im Nachhinein sicher nicht als Originalvariante herausstellte.


geschafft – Jakob und ich am Pfeilerkopf angekommen

Ich kämpfte mit allen was ich noch an Kraftreserven hatte, musste aber mein Tribut zollen und fiel ins Seil. Das ist nie 7-!! Mindestens der 8. Grad!! Aber wie sich dann bewahrheitete, waren wir hier nicht auf den Spuren der Erstbegeher unterwegs. Nach 3 Versuchen entschloss ich mich dann doch für die A0 Variante über den Holzkeil und einen Normalhaken, die super funktionierte.


Steinmänner weisen den Abstieg

Etwas geschockt, aufgepumpt, und verärgert kam ich bei Jakob am Stand an… „auch das Beschissenste was ich je geklettert bin“ sagte ich. Er lachte nur. Danach gings über die Ausstiegslängen und einem schönen, langen und ausgesetzten Quergang zur Pfeilerkante. Von hier aus gingen wir seilfrei bis zum Pfeilerkopf und standen nach 14 Seillängen (anstelle von 21) & 6,5h Kletterei glücklich & müde am Ausstieg.


Jakob im Abstieg

Nach einer super Pizza ging ich hundsmüde um 21:00 Uhr ins Bett. Am nächsten Tag um 02:30 Uhr stand ich auf und fuhr nach Wien in die Arbeit… ich hatte ein tolles Wochenende und meine bisher schwerste Alpintour hinter mir. Es war ein richtiges Abenteuer für uns!

Fotos Pilastropfeiler


10 Kommentare

Flo · 1. Oktober 2009 um 8:30

Geil!!! Super Tour Gratulation. Beeidruckend die freie Lösung der Dächer. Ein ganz großer Klassiker den ihr da gemacht habt´s. Weiter so! lg Flo 😉

Flo · 1. Oktober 2009 um 8:31

… und wahnsinns Zeit!

Andreas · 1. Oktober 2009 um 8:34

Gratulation Burschen, ihr seit’s auf dem richtigen Weg!
LG.Andreas

Rosi · 1. Oktober 2009 um 8:35

hach ja, die tofana di rozes… schöner berg 🙂

gar nit so schön: was du für sachen machst! aaah, davon will i gar nix wissen!! shalalalala

zum glück seids wieder heil runter gekommen!

peter · 1. Oktober 2009 um 8:37

danke, danke 🙂 Jo wir sein recht zügig geklettert. Lediglich zum Schluss seima a bisl langsamer gwordn… oder besser gsogt i 🙂 Da Jakob war echt a Wahnsinn!

Die Kletterei in den Dächern is gut frei machbar. Der Eselsrücken is holt a richtiger Scheiss…

lg Peter

Dominik · 1. Oktober 2009 um 9:27

A Wahnsinn!
Wüde Hund seids ihr!

lg Dominik

Steini · 1. Oktober 2009 um 19:36

aehm jo – meine fresse wenn i solche bilder seh ziagts ma is arschl zam 😀 Respekt! von den sicherungsvarianten erzähl liaba net goa a so viel 😀 die hören sich schaurig an 😀

Peter · 1. Oktober 2009 um 21:01

volle cool, gratuliere

Hubert · 2. Oktober 2009 um 8:01

Gratuliere, super Leistung, da bleibt selbst so an „oidn Alpinist“ wie mir der mund offen wenn ich das lese. weiter so

peter · 2. Oktober 2009 um 10:41

danke, danke 🙂 – hoffentlich klappts bei dir / euch nächstes Jahr mit der Comici. Die gfällt euch sicher!

lg Peter

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