Die Perlen Korsikas

Veröffentlicht von peter am

2008 stattete ich bereits mit Flo der Heimat Napoleons einen Besuch ab, und testete Dank Volkers & Nicols Tip bereits die Korsichen Tafonis auf Ihre Haltbarkeit. 2009 kamen wir dann zu viert wieder… Manuel, Julia, Thomas (den Julia über das bergsteigen.at Forum kennen lernte) und ich bildeten die zusammengewürfelte Klettertruppe.


der „Rissverschneidungskamin“ – meiner Meinung nach eine tolle Seillänge in der „Aqua di Rocca“

Nach einer langen Autofahrt, ein paar Stunden Schlaf vorm Auto, einer 4 stündigen Überfahrt mittels Fähre und einer einstündigen Anfahrt zu unserem Quartier kamen wir relativ fit in unserem „Basislager“ in Soveria (ca. 7km nördlich von Corte) an.


Julia in der Schlüssellänge der „Aqua di Rocca“ (8- / 8 )

Hier hatte Manuel wirklich ein glückliches Händchen, als er die Unterkunft buchte: alles nigelnagelneu, mit Terasse, Griller, Klimaanlage – einfach perfekt. Nach einer Jausen gings auch schon zu unserer Eingehtour über Corte. Hier erkletterten wir gemütlich den Punta Zurmulu über die „Arete di Corte“ über Corte. Im Abendlicht gings dann zurück ins Quartier.


Blick auf Soveria von unserer Terasse – herrlich!

Die Temperaturen waren sehr warm (es hatte fast immer um die 30°C) und die Sonne schien jeden Tag. Am Berg ging ein angenehmer Wind, was die hohen Temperaturen erträglich machte. Am zweiten Tag gings ins Restonica Tal, wo wir über die Aqua di Rocca die Spenicazzia bestiegen. Diese Tour ist wirklich ein Perle wie man sie erst finden muss.


Manuel in der Schlüssellänge der „Vendanges Tardives“ (8-) im Restonicatal

Manuel und ich legten die Tour so aus, dass ich den Rissverschneidungskamin in der 5. Seillänge führte, da er keine Risse und Kamine leiden kann. Er war dann in der Schlüssellänge (8- / 8 ) dran, die er ohne großes Zögern gleich onsight punktete. Im Nachstieg gelang mir dann dieses Kunststück auch noch mal. Julia und Thomas folgten hinter uns.


Julia und Thomas erklimmen den Napoleon – die Ähnlichkeit ist unverwechselbar 😀

Danach folgte ein genial henkeliger Überhang im 7. Grad, bevor die Tour über eine gemütliche Länge ausklang. Wir seilten 2x ab und kletterten noch die zwei Ausstiegslängen über die mächtigen Tafonis der Candella di l´Oro ein zweites mal zum Gipfel, bevor wir abseilten und den Supermarkt in Corte plünderten. Was mich ganz besonders freute, war dass Dave – mein bester Freund aus Lienz – uns ganz spontan einen Besuch mit seinem Motorrad abstattete.


Dave mein bester Freund aus Lienz stattete uns einen Besuch ab – hier gemütlich auf der Terasse

Durch unglückliche Umstände fiel seine geplante Tour ins Schweizer Tessin ins Wasser und er suchte nach einer Alternative, die er hier bei uns fand. Somit gestalteten sich die darauffolgenden Abende zu fünft mehr als gemütlich, indem wir jeden Abend auf der supergroßen Terasse grillten. Unter Tags waren wir beim Klettern, wärend Dave mit dem Motorrad seine Runden drehte.


Der Capitellosee mit „unserer“ Wand

Am nächsten Tag gings ganz nach hinten im Restonica Tal, wo wir paralell je eine unterschiedliche Tour über perfekten Granit begingen. Wärend Manuel und ich die Vendanges Tardives kletterten, machten sich Julia und Thomas an die Le Vent du Silence ran. Danach statteten wir dann noch dem Napoleon einen Besuch ab, und erklimmten diesen über zwei Seillängen.


zum Fixseil musste ich schwimmen… a bisi kalt wars schon 🙂

Am Tag drauf sollte unsere letzte Tour im Restonica Tal folgen. Hierfür hatte ich schon länger was im Hinterkopf, das ich unbedingt machen wollte: die Synphonie D´Automne am Capitellosee. Die lange, aber landschaftlich äußerst reizvolle Wanderung zum Captellosee dauert ca. 1h 45min. Hier ragt eine Granitwand direkt aus dem See heraus.


Manuel hangelt sich am Fixseil rüber – ist anstrengender als es aussieht *gg*

Um zum Einstieg zu kommen, muss man über ein Fixseil 2m über dem Wasser zu einem Felsvorsprung hangeln. Allerdings hatte der See mehr Wasser als geplant, und wir konnten das Fixseil nicht erreichen. Da ich diese Tour ausgesucht habe, meldete ich mich für eine kleine Schwimmeinlage.


Julia in der ersten Seillänge der „Symphonie D´Automne“

Wir versenkten einen Friend in einem Riss und mit ein wenig Material bewaffnet sprang ich in den kühlen See (es gab noch rießige Schneefelder, die in den See hineinragten) und schwamm wie von einer Biene gestochen zum Fixseil an dem ich mich sofort rüber hangelte um ein Seilgeländer für die anderen zu basteln.


Thomas klettert in der zweiten wunderschönen Seillänge über dem See

Ein Franzose mit Begleiterin, die die Tour auch gehen wollten, klatschten Beifall, als sie mich schwimmen sahen. Wir ließen ihnen den Vortritt. Somit konnten wir in aller Gemütlichkeit die Tour angehen und viel schöne Fotos machen. Zu guter letzt seilten wir dann auch noch alle 6 an denselben Seilen über die Tour ab, was zu einem etwas beengtem Platz an den Ständen führte.


ein unschlagbares Ambiente – Julia in der dritten Seillänge über dem tiefblauen See

Diese Tour war für mich eines der großen Highlights unseres Korsika Aufenthaltes. Am nächsten Tag wechselten wir zum Bavellapass, was wir mit einem Strandaufenthalt verbanden. Somit konnten wir das warme & superschön blaue Meerwasser an einem schönen Sandstrand mit sehr wenigen Leuten genießen.


zu 6. abseilen – an den Ständen wurde es recht eng *gg*

Am Nachmittag statteten wir dann noch dem Bouldergebiet Val di Saldo einen Besuch ab. Als wir dann in unserem neuen Quartier in Sollerano ankamen, wartete bereits mehr oder weniger das ganze Dorf auf uns. Wir waren offensichtlich die große Sensation – wahrscheinlich die ersten Ausländer seit immer, die den Ort besuchten.


Bouldern im Val di Saldo – genial!

Es war wirklich ein verschlafenes Nest mit ein paar hartnäckigen Einwohnern, deren Durchschnittsalter mindestens dreimal so hoch war wie unseres. Das Quartier selbst war ein altes, zweistöckiges Reihenhaus, das in allen Belangen dem entsprach, was uns das Dorf von Anfang an versprochen hatte: urig, gemütlich & typisch französisch.


witzig – der Boulder startet „im“ Stein 😀

Beim Frühstück richten fiel mir auf, dass auf einmal eine Kuh bei mir vorbeispazierte… die laufen hier wohl offensichtlich frei im Dorf rum. Der Höhepunkt der Neuankömmlinge (die wir darstellten) war wohl, als wir von ein paar Einheimischen zugeparkt wurden und diese untereinander heftig diskutierten, wer jetzt wie am besten wegfahren solle.


Thomas gibt Gas

Manuel besänftigte die (nicht von uns!) aufgebrachte Dame mit einer Flasche Wein als Entschädigung für ihre Unannehmlichkeiten. Wir mussten uns die ganze Zeit ordentlich das Lachen verhalten – es war wie im Kabarett. Die erste Klettertour am Bavella führte uns auf die Punta di u Peru über die „Omerta“.


Manuel in seinem Element – drahtiger gehts wohl nicht mehr 🙂

Hier durchstiegen wir eine unwirklich scheinende Tafoni Grotte. Wir mussten auch wie im Restonica Tal unser Onsightkonto nicht unterbrechen und stiegen die geniale Tour bei 30°C durch. Den Abschluss dieses Tages bildete ein Bad in einem der schönen Bäche.


Thomas in der Riesengrotte an der Punta di u Peru

Tags drauf legten Manuel und Julia einen Bouldertag ein, während Thomas und ich am Vormittag die Patrimoniu durchstiegen, welche leider etwas leichter war als gedacht. Somit hängten wir danach noch die Carpentier an. Im Gegensatz zum Vormittagsprogramm musste hier alles selbst gelegt werden.


Thomas klettert / Julia sichert in der vorletzten Seillänge der „Omerta“

Die Höhepunkte dieses Tages war eindeutig die äußerst steile Tafonikletterei (teilweise sogar überhängend) und Thomas grandioser Vorstieg in der letzten Seillänge (eine alpine 7-).  Wir wurden dann von unseren zwei Bouldermeister abgeholt und fuhren wieder zum Bach zum Baden. Manuel und Julia suchten dann noch nach dem Zustieg zum „Elefantenrücken“ (ein markanter Bergrücken, den wir begehen wollten), was sich über 2,5h hinzog. Diese Zeit nutzen Thomas und ich zum Badegumpenspringen und relaxen.


einer der unendlich vielen schönen Badegumpen auf Korsika – hier kann man super baden!

Am nächsten Tag waren alle derart platt, dass wir gemütlich frühstückten, am Bavellapass Sportklettern gingen (es gelangen einige 7a´s) und danach den Abend bei einem Bad im Bach den Höhepunkt fand. Thomas und ich widmeten uns wieder dem Springen in natürliche Wasserbecken, wärend Julia und Manuel eher relaxt baden gingen.


Thomas vor der „Punta di u Pargulu“ – hier durchstiegen wir die anspruchsvolle „Carpentier“

Wir fanden eine Stelle, an der man bis zu 12m hoch springen konnte. Als ich nach zwei 6m Sprüngen zu Thomas raufstieg, der schon seit 10min Mut sammelte für den 12m Sprung, ich dann noch mit der blöden Meldung kam: „Wenn du springst, spring ich auch!“, sagte er nur trocken “ das gilt!“, und war weg.


Julia in einer 7a (rotpunkt im 2. Versuch!) beim Sportklettern am Bavellapass

So – jetzt stand ich Hosenscheisser alleine da oben und musste meinen Worten Taten folgen lassen… So hoch bin ich noch nie gesprungen… Nach 3 – 4min mit dem Gedanken: Scheisse, scheisse, scheisse… machte ich den Schritt nach vorne… Alles ist geglückt, und nichts ist passiert.


Thomas in der Schlüssellänge der „Jeef“ – hier in einem herrlichen Riss

Mittlerweile haben sich schon Leute auf der Brücke und im Wasser gesammelt, die den verrückten Ösis zuschauten, Fotos und Videos drehten. Wir legten noch 2  12m Sprünge drauf und relaxten dann in der Sonne. Sogar Julia sprang von 6m Höhe!! Nach einem gemütlichen Abendessen in einem Restaurant in Zonza fielen wir in einen tiefen Schlaf.


Julia in der „außerirdischen“ 6c+ Länge der Jeef – genialer gehts nicht!

Für die Abschlusstour – die „Jeef“, standen wir sehr früh auf, um die schwersten Seillängen nicht in der ärgsten Hitze klettern zu müssen. Nach dem sehr mühsamen Zustieg (Danke hier noch mal an Manuel und Julia fürs Suchen!) gelangen wir zu dieser genialen Tour.


Südwand, 30°C – der Helm sitzt *gg* – geniale Kletteei in der 6c+ Länge

Thomas Worte: „Fotos aus dem Yosemite sind um nichts besser“ treffen es genau: Die Kletterei war der absolute Hammer. Lediglich die Schlüsselstelle war uns etwas zu hart bewertet. Im Führer stand 7a… wohl eher eine Fb 7a / 7a+ Boulderstelle als eine 7a Routenbewertung wäre für diese Stelle angesagt.


Thomas klettert in der Hitze die letzte & sehr anspruchsvolle Seillänge onsight! (7+)

Keiner von uns konnte diese Stelle frei lösen, und somit mussten wir sie A0 machen. Den Rest dieser absolut abgefahrenen Tour machen wir frei (wenn auch nicht alles onsight).


Manuel – einer der besten Seilpartner die ich je hatte, hat diesen Urlaub perfekt gemacht!

Den Höhepunkt bildete hier die 6c+ Seillänge, die wie von einer anderen Welt zu sein scheint. Ich bin mir sicher: So etwas seid ihr noch nie geklettert! Vom Gipfel seilten wir dann über die „Delicatessen“ ab – eine 8b+ Tour, die sehr beeindrucken durch die Ostwand führt.


Thomas war ein absoluter Glücksgriff – danke dass du unsere Runde so perfekt ergänzt hast!

Ein wirklich sehr beeindruckendes Abseilerlebnis. Nach einem ewigen Abstieg, einem Bad im Bach, einem guten Essen und dem Packen für die Heimfahrt legten wir uns für 4h schlafen.


Danke Julia für diesen tollen Urlaub – es war wieder mal genial mit dir!

Am nächsten Tag war das Wetter auch nicht mehr sooo gut wie die letzten 1,5Wochen, unsere Füße und Finger waren erledigt, wir waren saumüde, körperlich ziehmlich ausgezehrt und geistig wieder frei. Somit verließen wir diese Trauminsel mit vielen tollen Eindrücken – ob in der vertikalen oder horizontalen.


genial wars – eines ist sicher – wir kommen wieder! Es gibt noch genug zu tun!

Ich bin mir sicher: wir werden wieder kommen! Danke noch mal an Manuel, Thomas und Julia für diesen absolut genialen Kletterurlaub. Es war einer der allerbesten den ich bis jetzt erlebt habe.

Fotos Arete de Corte
Fotos Aqua di Rocca
Fotos Vendanges Tardives
Fotos Napoleon
Fotos Symphonie D´Automne
Fotos Omerta
Fotos Patrimoniu
Fotos Carpentier
Fotos Jeef

Fotos Bouldern im Val di Saldo
Fotos Sportklettern am Bavellapass

Kategorien: Geschichtln

8 Kommentare

Rosi · 25. Juni 2009 um 13:06

boaaah i bin grad GRÜN vor neid!! diese bilder machen echt lust auf korsika!! und das letzte bild im bericht find i besonders witzig 🙂

flo · 25. Juni 2009 um 13:52

Geile Fotos und a super Gschicht!
Hat mich richtig den Altag vergessen lassen 🙂
Ja, Korsika ist schon ein Klettererlebnis besonderer Art!
Zum Glück hattet ihr mehr Glück mit dem Wetter 😉

lg Flo

Dave · 25. Juni 2009 um 16:39

Ihr habs ja noch a sehr schöne Woche unten verbracht wie ich seh 🙂
Nachträglich betrachtet bin i froh das i runter gfahren bin weil in die schweiz kann i immer noch is ja immerhin nit so extrem weit weg 🙂
I fahr sicher im Herbst spätestens nächstes Jahr nochmal obe aber diesmal länger 😛

Beifahrer gesucht! 😀

peter · 25. Juni 2009 um 16:54

hoi dave – hasch die prüfung bestanden?? I fahr nächstes Jahr sicher a wieder obe. Vielleicht könn ma des irgendwie in der Gruppe planen… wär sicher a Spaß!

lg Peter

jakob · 27. Juni 2009 um 21:23

heil peter,

also da habs es ja wida amol pikfein gehabt :-).. super bilder und tolle geschichten.. also man trifft sich vllt. amol auf eine gemeinsame tour.

lg jakob

peter · 29. Juni 2009 um 9:01

zeas jakob,

i hoff a, dass heier was geht. Mias ma uns unbedingt amol zamredn.

lg peter

Jürgen & Biene · 6. Juli 2009 um 22:06

Wow, extrem coole Fotos. Da wird ma richtig neidisch.(echt gelungenes Abschlußfoto) Irgendwann müß ma da a hin,lg Jürgen & Biene

Martin · 6. März 2013 um 23:40

Wow! Was für Bilder! Super!

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